Ein methodisch aufgebautes Lehrwerk, von Gertrud I. Hürlimann
©Astrodienst AG 2016
Jedem Planeten ist ein Tierkreiszeichen zugeordnet, und zwar jenes, das seiner Natur am besten entspricht. In dem ihm zugeteilten Domizil ist er Herrscher oder Regent. Dort hat er die größten Entfaltungsmöglichkeiten. Eigentlich ist es umgekehrt: Die einzelnen Zeichen/Zonen sind die räumliche Ausweitung ihres Regenten/Herrn von jeweils 30 Graden.
![]() | Sonne: | Löwe | ||
Mond: | Krebs | |||
Merkur: | Zwillinge | |||
Jungfrau | ||||
Venus: | Stier | |||
Waage | ||||
Mars: | Widder | |||
Jupiter: | Schütze | |||
Saturn: | Steinbock | |||
Uranus: | Wassermann | |||
Neptun: | Fische | |||
Pluto: | Skorpion |
Vor der Entdeckung der Planeten Uranus (1781), Neptun (1846) und Pluto (1930) wurden jedem Planeten, außer dem Fixstern Sonne und dem Erd-Trabanten Mond, je zwei Tierkreiszeichen zugeteilt. Viele Astrologen arbeiten noch heute mit den Schichtenfaktoren. Die Teilung für das Schichtenbild erfolgt bei 30° Krebs / 0° Löwe. Hier ist der Ur-Sprung der Welt, die Teilung des Kreises (das Symbol für Vollkommenheit, die Ur-Schlange) in ein männliches und weibliches Prinzip. Im Schichtenbild liegen sich stets ein männliches und weibliches Zeichen gegenüber. Sie besitzen den gleichen Herrscher oder Regenten: dessen Kräfte sich einmal mehr nach außen richten (männlich) und einmal mehr nach innen (weiblich).
Die Begriffe Domizil, Würden, Exil und Fall der Planeten
In der neueren Astrologie sind diese Begriffe kaum noch gefragt. Sie werden missverstanden und daher belächelt. Die Alten haben sich bildhaft etwas anders ausgedrückt, als wir dies tun. Die Planetenprinzipien unterstehen in den verschiedenen Tierkreiszeichen Modulationen. Bei den obenerwähnten Begriffen geht es um das Zusammentreffen verwandter oder fremder Energien.
- Im Domizil befindet sich ein Planet, wenn er im eigenen Zeichen steht, beispielsweise die Sonne im Löwen (siehe Kupferstich unten). Im Domizil ist ein Planet Herrscher, sitzt auf dem Throne, wie die Alten sagten. In ihrem eigenen Zeichen ist die Sonne von niemand abhängig. Es besteht eine unvermischte Auswirkung der Gestirnskraft, eine Gleichheit der Schwingung. Planeten in ihrem Domizil funktionieren sehr gut, und zwar eher im Sinne von zu gut, vonzuviel des Guten, von «über» (z. B. Sonne in Löwe = zu viel Selbstbewusstsein kann zu Überheblichkeit führen).
- Befindet sich ein Planet in einem Zeichen in Erhöhung, spricht die Fachsprache von der Würde des Planeten. Diese Würde besagt, dass die Qualitäten von Zeichen und Planet miteinander durch Sympathien verbunden sind. Beispielsweise ist die Sonne im Widder erhöht, befindet sich im gleichen Element (Feuer) und kann somit ihre Kraft voll entfalten, zwar immer mit einem Seitenblick auf die Stellung des Mars, dem Regenten/Herrn des Zeichens Widder.
- Mit Fall ist immer die Opposition der Erhöhung gemeint. Im Fall steht die Sonne in der Waage. Waage bedeutet für die Sonne ein fremdes Element (Luft) und zugleich Herbstpunkt. Die Strahlkraft der Sonne nimmt am Herbstpunkt nach außen hin ab. Außerdem ist die Sonne in der Waage Gast und von der Regentin des Zeichens, der Venus, abhängig.
- Das Exil liegt dem Domizil gegenüber. Ein Planet im Exil befindet sich in wesensfremder Umgebung. Der Planet selbst verliert dadurch nichts von seinen speziellen Qualitäten, nur die Möglichkeiten der Auswirkungen seiner Eigenschaften und Funktionen sind andere. Der Mond in seinem Exil Steinbock beispielsweise kann nicht überfließen wie in seinem Domizil Krebs. Womit gleichzeitig gesagt ist, dass der Mond in seinem Domizil – was die Gemütssituation betrifft – gar nicht optimal steht. Mit Mond in Steinbock ist das seelische Rückgrat stabil, dafür funktioniert vielleicht das Lymphsystem und der Wasserhaushalt nicht zufriedenstellend (gebremst durch Saturn).
Wer die obenerwähnten Begriffe nicht kennt, kann beispielsweise den Dürerschen Kupferstich B 79 nicht deuten.
Kupferstich B 79 «Sol Justitiae»
Der Kupferstich beinhaltet den astrologischen Lehrsatz:
Die Sonne herrscht im Löwen,
ist im Widder erhöht und
in der Waage im Fall.
Die Sonne ist durch den Mann mit dem Strahlenkranz und dem Sonnensymbol als Augen (der Punkt im Kreis) dargestellt, und da der Mann auf dem Löwen sitzen darf, beherrscht er ihn offenbar.
Wo ist der Widder, fragt der Laie. Es wäre gar zu einfach, zu billig, ja lächerlich, würde Dürer einen animalischen Widder durch seinen Sonnenmann hochstemmen lassen. Er benützte hierzu das Schwert, das Attribut des Mars. Dass der astrologische Widder gemeint ist, ist unschwer aus dem entgegengesetzten Zeichen Waage zu entnehmen. In der Waage befindet sich die Sonne im sogenannten Fall. Die Hand mit der Waage ist nach unten gehalten.
Gekürzt nach Erich von Beckerath: Geheimsprache der Bilder, Iberaverlag, Wien 1984.
Die Beziehung der Gestirne als Urprinzipien zum Tierkreis und die daraus resultierende Deutung
Die Planeten sind das bewegliche Element im Geburtsbild. Sie symbolisieren Lebensorgane, Wesenskräfte4, Grundkräfte des Lebens, Lebensaktivitäten, Trieb-und Gestaltungskräfte, Fähigkeiten sowie Eigenschaften und steuern zum Aufbau des Charakters bei. Diese Kräfte sind ununterbrochen vorhanden, werden jedoch durch den Lauf der Gestirne modifiziert.
Der Tierkreis ist von den Gestirnen, als seinem Bewegungsprinzip, abhängig. Eigentlich sind die Tierkreiszeichen die räumliche Ausweitung des jeweiligen Herrn/Regenten, die räumliche Wirkungssphäre einer bestimmten planetaren Kraft1. Ein Planet kann nur durch ein Tierkreiszeichen wirken, zusammen mit den Aspekten, mit denen er beladen ist. Rein ist ein Planet nie erfahrbar. Der Planet, als Symbol, als Urprinzip, ist ausschließlich in seinem Zusammenhang richtig deutbar. Ob Planeten im wissenschaftlichen Sinne wirken, ist nicht erwiesen. Astrologisch gesehen zeigen die Planeten die kosmischen Rhythmen an, gleich einer Uhr die Zeit, und die Uhr hat mit der Zeit selbst nichts zu tun.
Die Tierkreiszeichen symbolisieren Anlagen1. Die Position der Gestirne zeigt die Konzentrierung der Veranlagung1, was noch nichts über die Reife1 der Verwirklichung1 aussagt. Die körperlichen, seelischen und geistigen Anlagen werden durch den Lauf der Gestirne, Direktionen und symbolischen Systeme (siehe Lilith -> "Astrologisches") aus der Latenz gehoben. Die Ebene der Geschehnisse und Ereignisse zeigen die Erdraumhäuser/Felder (siehe Bedeutung der Sektoren, Zonen, Felder oder Häuser). Die Gestirne, als Lebensorgane, in ihrer Verbindung/Aspektierung zueinander, orientieren über das Fließen der Energien (siehe Aspektlehre).
Die Planeten im Horoskop sind Punkte der Betonung, Akzente, Freisetzung von Energie, Quellen von Aktivität10. Die Gestirne aktivieren die Eigenschaften/Erbanlagen der Tierkreiszeichen. Sie aktivieren sie auf ihre ganz spezifische Weise, zum Beispiel der Planet Mars mit Marsimpulsen oder der Planet Venus mit Venuskräften. Etwas anderes haben diese Gestirne nicht zur Verfügung, und etwas anderes, als den Sektor/Feld/Haus, in dem sie im Radix stehen, zu bieten hat, können sie nicht aktivieren oder im Falle Saturns stabilisieren. Mars beispielsweise kann seine Impulse/Energie im VII. Sektor nur für DU-Angelegenheiten oder Vorstellungsinhalte verwenden, im I. Sektor nur, wofür der I. Sektor zuständig ist: für die Ichbehauptung beispielsweise oder den Einsatz der Person für eine Sache. Mit Mars im IV. Sektor ist die Stoßkraft/Energie primär auf Heim, Haus, Grundbesitz, Familie, seelische Belange konzentriert. Alles, was den IV. Sektor betrifft, wird verteidigt (Hofhund an der Kette11). Dies grundsätzlich.
Die Gestirne sind aber – außer ihrer Fixierung zur Zeit der Geburt im Geburtsbild, der Symbolfigur des Unbewussten – ständig auf Reisen. Im Reisegepäck führen sie stets die Inhalte der Sektoren mit, die sie im Geburtsbild besetzt halten, selbstverständlich mit den dazugehörenden Aspekten und der Interessensvertretung des Gastgebers/Dispositors. Ein Mars, der im Radix in Fische steht, ist das ganze Leben ein Fische-Mars. Auch ihr Stammhaus/Domizil werden die Planeten nie vergessen. Dort sind sie ja König, auch wenn sie im Radixhoroskop bei einem Kollegen Gastfreundschaft genießen sollten. Das ist bei der Deutung der Transite, Direktionen und symbolischen Systeme als zeitliche Auslöser von Anlagen und Ereignissen im Zusammenhang mit den Erdhäusern/Feldern zu beachten.
Das Vakuum
Die letzten 30 Bogenminuten eines Zeichens haben oft Vakuumwirkung9. Menschen, bei denen beispielsweise die Sonne in den letzten 30 Bogenminuten eines Tierkreiszeichens steht, fühlen sich oft weder dem einen noch dem anderen Zeichen zugehörig. Auch sonst, wenn andere Planeten innerhalb dieses Abschnittes sich befinden, scheint zu gewissen Zeiten etwas nicht zu funktionieren, fast, als würde etwas fehlen.
Ich besitze einen Praxisfall mit Uranus/Saturn-Konjunktion im Stierbereich dieses Abschnittes. Sicher, das haben andere um den 6. bis 8. Mai 1942 Geborene auch. Aber bei meiner Klientin sitzt die Vakuum-Konjunktion im I. Sektor, also im Körperbereich. Sie leidet zeitweise an Störungen im Bewegungsablauf. Es fehlt auch die Koordination, aber vor allem der uranische Impuls, der Rhythmus schlechthin.
Ein Hinweis für eine Rhythmushemmung ist gemäß KdG durch die Konjunktion Saturn/Uranus gegeben. Sie wirkt sich aber ohne zusätzliche andere Momente kaum aus. Bei meiner Klientin ist Merkur in die Saturn/Uranus-Konjunktion integriert. Merkur befindet sich aber bereits in Zwillinge. Die Rhythmusstörung beziehungsweise das zeitweilige Rhythmusmanko fiel mir zuerst im Papillarleistenbild der Hand auf. Den Papillarleisten ordne ich Merkur/Uranusfunktion zu.
Bei einem zwei Tage zuvor geborenen Klienten befindet sich nur Saturn im Vakuum. Uranus steht knapp davor. Er hat zuviel «Rhythmus», oder, besser gesagt, da Saturn im Vakuum steht, fehlt die Bremse. Er ist ein überaus aktiver Mensch und nervös, letzteres besonders, seit der transitierende Uranus den Radixuranus in Opposition kontaktierte. Der laufende Uranus schafft – durch den Körperbereich, den 1. Quadranten, transitierend – Nervosität (siehe Quadranten). In Opposition zur Radixposition im 3. Quadranten wird anderseits das Vorstellungsleben aktiviert, mit Rückwirkung auf die Begegnungs- und Bindungsebene. Im übrigen haben beide Klienten den gleichen Geburtsgebieter.
Die Dekanate
Jedes Tierkreiszeichen von 30 Grad wird in weitere drei Teile zu je 10 Grad unterteilt: in die Dekanate. Der Name stammt aus dem Griechischen deka = zehn und heißt im Lateinischen Decanus. Dekan heißt Vorsteher der Zehn. Ein Dekan ist ein Planet, der zehn Graden oder zehn Tagen des Tierkreises vorsteht. Die Dekanate haben eine Analogie zu den altägyptischen 36 Dekangöttern.
Das erste Dekanat umfasst die Grade 0 bis 10, das zweite Dekanat die Grade 10 bis 20 und das dritte Dekanat die Grade 20 bis 30. (Gelesen von rechts nach links, weil die Tierkreiszeichen entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn laufen.)
Nach westlicher Anschauung, die gleichzeitig die indische ist, untersteht das erste Dekanat eines Zeichens der Herrschaft jenes Planeten, der in diesem Zeichen sein Domizil hat, zum Beispiel im Widder dem Mars. Die zweite Dekade ist dem Regenten des nachfolgenden Zeichens der gleichen Triplizität unterstellt. Im Beispiel ist es die Sonne, als Herrscherin von Löwe. Das dritte Dekanat hat den Zeichenherrscher des Tierkreiszeichens des dritten Trigons. Im obenstehenden Beispiel ist es Jupiter. Die Bilder zeigen die Dekanate mit ihren Herrschern und Unterherrschern des Feuertrigons. Seelisch und geistig ist ein Zodiakalzeichen durch die Mitherrscher bereits mit dem nächsten Zeichen des gleichen Elementes verbunden, da die Dekanate folgende Bedeutung haben:
1. Dekanat = Körper, 2. Dekanat = Seele, 3. Dekanat = Geist. Das zweite Dekanat symbolisiert immer die Seele, weil esoterisch gesehen die Seele das Mittelglied von Körper und Geist darstellt. Sie ist das feste, fixierende Band.
Planeten im 1. Dekanat betreffen besonders die Person, den Charakter, das 2. Dekanat gibt Aufschluss über das Wunsch- und Triebleben und das 3. Dekanat über die geistige Ausrichtung. Das gleiche gilt auch für die Triplizität des Feuertrigons und die Zonen/Felder 1, 5, 9.
Es gab einmal noch eine andere Zuteilung der Planeten, nach der der Einfluss des Zeichenherrn im mittleren Dekanat lag. Dies würde der Version entsprechen, dass die Wirkung des Zeichens im mittleren Dekanat am stärksten ist beziehungsweise bis zum 15. Grad zunimmt, um dann an Stärke zu verlieren.
Die Spiegelungen der Dekanate
Stehen Planeten im 2. Dekanat, so versetzen diese Dekanate auch die Spiegelpunkte (siehe Spiegelpunkte) der Planeten ins 2. Dekanat. Hingegen fallen Spiegelpunkte von Planeten im 1. und 3. Dekanat wechselweise in 3. und 1. Dekanate. Was in der Jugend materiell aktiv wirkt, das wirkt im Alter geistig ins Innere. Für das Innenleben fallen die Spiegelpunkte in die ersten Dekanate, und da ist zu prüfen, ob sie gemäß Zeichen und Haus positiv schöpfend oder negativ «leidend» sein müssen.
Die Dekanate wie auch jeder Grad* eines Tierkreiszeichens sind stets Teile eines Ganzen. In jedem der zwölf Zeichen wiederholen sich die 12 Zonen/Felder. Für die Praxis bedeutet dies, dass der Grad eines Planetenstandes oder Ascendenten auf ein bestimmtes Feld/Haus verweist, zu dem der Planet in Beziehung steht, als weitere Differenzierung seiner Stellung im Horoskop.
Der Astrologe und Radiästhet A. Frank Glahn und der Astrologe, Chirologe und Heilpraktiker Rudolf Engelhardt machen in der «Astralen Warte», Juni 1928, Heft 3, darauf aufmerksam, die 30 Grade eines jeden Zeichens nochmals in 12mal 21⁄2 Grad zu unterteilen. Das ergibt folgendes Bild (Sektorenlehre):
Eine weitere Unterteilung wurde in der «Astralen Warte», Juli 1935, Heft 4, vom Astrologen Erich Trott, Berlin, bekanntgegeben, von dem nachstehende Tabelle stammt:
0 bis 2 1⁄2 | Grad = | 1. Haus oder Widder | 15 bis 17 1⁄2 | Grad = | 7. Haus oder Waage |
2 1⁄2 bis 5 | Grad = | 2. Haus oder Stier | 17 1⁄2 bis 20 | Grad = | 8. Haus oder Skorpion |
5 bis 7 1⁄2 | Grad = | 3. Haus oder Zwillinge | 20 bis 22 1⁄2 | Grad = | 9. Haus oder Schütze |
7 1⁄2 bis 10 | Grad = | 4. Haus oder Krebs | 22 1⁄2 bis 25 | Grad = | 10. Haus oder Steinbock |
10 bis 12 1⁄2 | Grad = | 5. Haus oder Löwe | 25 bis 27 1⁄2 | Grad = | 11. Haus oder Wassermann |
12 1⁄2 bis 15 | Grad = | 6. Haus oder Jungfrau | 27 1⁄2 bis 30 | Grad = | 12. Haus oder Fische |
* Charubel: Die Grade des Zodiaks. Verlag Richard Schikowski Berlin.
F. B. Marby: Die Sonne und die Planeten im Tierkreis. Studie über Wirken und Bedeutung aller 360 Grade, R. A. Spieth Verlag, Stuttgart, 1975.
Charubel und Sepharial, Symbolische Tierkreisgrade, Chiron Verlag, Tübingen, 2004.
Einteilung der Dekanatsgrade zu den 12 Tierkreiszeichen mit Dekanaten und den 12 Häusern mit Drittelung
Die Antiszien, Spiegelpunkte oder Gegenschatten
Die Antiszien oder Planetenreflexe sind vergleichbar in etwa der Deklination, als Abstand eines Gestirns zum Äquator. Die Antiszie betrifft jedoch die Ekliptik. Die Ekliptik bildet zum Äquator einen Winkel von 23°27’. Ohne diese Schiefe würden Deklination und Antiszie zusammenfallen. Erregungen durch Antiszien und Deklinationen können sich in Konjunktion und Opposition treffen.
Die Bezeichnung Spiegelpunkt oder Gegenschatten ist bildlich zu verstehen, als wenn ein Prisma einen einfallenden Strahl in einem bestimmten Winkel reflektiert. A. Frank Glahn vertritt die Meinung, dass die Deklination als Direktion ereignisbestimmend sei, ohne die Wesenheit des Menschen zu berühren. Die Antiszie hingegen wirke auf das Unterbewusstsein der Person, erwecke Gedanken, Wünsche, das heißt, das innere Leben werde durch die Antiszie erschlossen. Die Planeten selbst würden Ereignisse oder Handlungen anzeigen und die Antiszien die inneren Beweggründe, die zu den Ereignissen oder Handlungen geführt hätten, sich äußernd in Hoffnungen, Wünschen oder Befürchtungen. Die Spiegelpunkte brächten die geistigen Urkräfte zum Ausdruck, die Planeten die materialisierten Reflexe. Die Planeten wirkten vorwiegend von außen nach innen, die Spiegelpunkte von innen nach außen. Das innerste Wesen werde durch die Spiegelpunkte zur Auswirkung gebracht.
Bei A. Frank Glahn, geboren 18.1. 1865, AC 17°41’ Jungfrau, sind die Antiszien stets im Radix eingezeichnet. Sie sind wesentlich im Hinblick in Konjunktionen mit anderen Planeten oder Eckfelderspitzen. Auch verbindet er das Radixhoroskop immer mit dem Mundanhoroskop. Diese beiden haben nach Glahn Wechselwirkung und sind systemeigen. Die Spiegelung erfolgt über 0° Steinbock und 0° Krebs.
Beispiele: Ein Planet in 2° Steinbock hat seinen Spiegelpunkt in 28° Schütze
Ein Planet in 10° Wassermann spiegelt sich in 20° Skorpion. Ein Planet in 13° Fische wirft den Gegenschatten auf 17° Waage. Ein Planet in 10°
Widder hat den Spiegelpunkt in 20° Jungfrau, und natürlich spiegelt sich umgekehrt ein Planet in 20° Jungfrau auf 10° Widder. Die Spiegelung von 20° Stier liegt in 10° Löwe und diejenige von 15° Zwillinge in 15° Krebs.
Spiegelungen sind auch über 0° Widder üblich. Glahn und Rudolf Engelhardt beispielsweise lassen den rechtsgedrehten AC im 7er- und 8 1⁄3-Rhythmus über das MC laufen, das heißt 7 oder 8 1⁄3, Jahre pro Haus. Dabei werden nicht nur Spiegelpunkte der Achse Steinbock/Krebs getroffen, sondern der so vorgeschobene AC spiegelt sich während der ersten 7 bzw. 8 1⁄3 Jahre im I. Feld oder mundan von Fische in Widder. (Siehe symbolische Systeme und Glahn-Methode)
Den Unterschied der Spiegelung zwischen der MC/IC- und AC/DC-Achse erläutert Sven Burghard im Meridian 6/2004, S. 56 ff.
Die sensitiven Punkte
Die sensitiven Punkte sind die mathematischen Entsprechungen des Verhältnisses zweier für ein Thema zuständiger Planeten zueinander, die zum Ascendenten in Bogenmaß hinzugezählt werden.
Schon Ptolemaeus hat zum Beispiel auf den Punkt des Glücks hingewiesen. Die Astrologen der arabischen Blütezeit haben die Theorie der sensitiven Punkte noch ausgebaut. Der Punkt für Okkultismus stammt von Karl Brandler-Pracht und die Punkte für Beruf, Astrologie und Prozess vom Astrologen A. M. Grimm. Die meisten neueren Astrologen lehnen die sensitiven Punkte ab.
Aus Spielerei habe ich meinen Punkt für Astrologie berechnet. Er fällt tatsächlich ins Berufshaus und wird vom Geburtsgebieter und Uranus, dem Astrologenplaneten, durch ein genaues Sextil bestrahlt.
Die einfachen Formeln zur Berechnung dieser sensitiven Punkte sind:
Bei Taggeburt | Bei Nachtgeburt | ||
Punkt für Glück | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Vater | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Mutter | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Geschwister | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Kinder | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Erbschaft | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Krankheit und Tod | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Liebe und Ehe | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Reisen | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Wissen u. Erziehung | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Kunst | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Ruhm | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Okkultismus | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Prozesse | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Astrologie | = | AC + - | AC + - |
Punkt für Beruf | = | MC + - | MC + - |
In diesen Formeln ist unter AC stets der Ascendent (Spitze des 1. Hauses) und unter MC die Spitze des 10. Hauses zu verstehen.
- Taggeburt = Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
- Nachtgeburt = Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang
Beim Glückspunkt zum Beispiel wird der Mondstand zum Ascendenten hinzugezählt und vom Resultat die Sonne in Abzug gebracht. Alle Werte sind in Graden vom Widderpunkt aus zu bestimmen. Erst das Endresultat, die Stellung des betreffenden Punktes auf der Ekliptik, wird wieder durch das zuständige Tierkreiszeichen ausgedrückt.
Literaturhinweise für die Deutung des Glückspunktes: Martin Schulman: Karmische Astrologie 3. Urania Blaue Reihe 10,1983. Alexander von Pronay: Die Prognose nach dem Geburtshoroskop. Rohm Verlag 1984. Literaturhinweis zu den arabischen Punkten: Robert Zoller: Astrologie und Zahlenmystik. Hugendubel Verlag, München 1989. Hier ist auch die Berechnung der Erhöhung der Planeten zur Tabelle oben erfahrbar.